23
Aug
2023

Kreuzungszucht: Bunte, einfach zu managende Kühe

Die Brüder Cor und Niek Hendriksen versorgen mit ihren Eltern und Großeltern eine bunte Herde mit ungefähr 250 Milchkühen in den Niederlanden.
Es sind Kreuzungen aus der Dreierkreuzung Holstein, Fleckvieh und Brown Swiss. „Wir haben eine Kuh, die einfach zu managen ist, uns hilft, finanziell gut zu wirtschaften und die auch in einer extensiven Landwirtschaft funktioniert.“
Wer sich vom Hof der Familie Hendriksen aus genau umsieht, sieht nicht nur 140 Hektar wunderschönes Ackerland, das den Hof umgibt, sondern auch das Naturschutzgebiet Weerribben-Wieden, das nicht weit entfernt liegt. „Einschränkungen ergeben sich noch nicht für den landwirtschaftlichen Betrieb“, sagen Jan und Giesela Hendriksen, die die Entwicklungen in ihrem Sektor jedoch mit Sorge betrachten. Ihre Söhne und Betriebsnachfolger Cor und Niek bleiben positiv. „Wir sind gut aufgestellt für die Zukunft und haben viele Möglichkeiten.“


Ein Versuch, der sich bewährt hat

Im letzten Frühjahr sind bereits 25 Jahre vergangen, seit die Familie Hendriksen den Wechsel von Twente oberhalb der Overijssel nach Blankenham vollzogen hat.
Mit ihrer Betriebsverlagerung haben sie mehrere Möglichkeiten bekommen, den Betrieb zu erweitern und so wuchs die Herde auf jetzt etwa 250 Milchkühe und 140 Hektar Land heran. „Wir sind nicht nur in der Anzahl der Kühe, sondern auch in der Fläche gewachsen“, erklären Cor und Niek.
Cor ist bereits in einer GbR mit seinen Eltern, Niek besucht das Van Hall Institute und ist auch in der GbR.
Als Vater Jan vor etwa 18 Jahren die ersten Schritte zur Kreuzung unternahm, war das noch sehr neu. „Wir haben zusammen mit sieben anderen Betrieben an einer Studie der Universität Wageningen teilgenommen“, sagt Jan über die Ursprünge ihres Kreuzungsviehbestands.
„Vor zwei Jahren kreuzten wir die Hälfte unseres Viehbestandes mit Fleckvieh. Bei gleicher Milchproduktion waren die Eutergesundheit und die Fruchtbarkeit der Kreuzungen deutlich besser, also haben wir das weitergeführt.“ Neben Holstein und Fleckvieh wurde Brown Swiss als dritte Rasse gewählt.
„Wir haben nach einer muskulöseren Kuh gesucht“, führt Jan als Grund für die Wahl dieser Kombination von Rassen an. „Am Anfang musste man auch experimentieren. So haben wir auch Norwegische Rotbunte eingesetzt, aber sie wurden zu klein und die Euter zu groß.“
Obwohl es viele in ihrer Umgebung zuerst nicht nachvollziehen konnten, kann Familie Henricksen heute mit einer einfach zu managenden und vor allem bunten Kuh arbeiten. „Eine gute Kuh hat immer eine gute Farbe", sagt Niek. „Auch von der Gesellschaft bekommen wir Komplimente, wie schön diese verschiedenen Farben sind“.


Eine flexible Kuh

Für Cor und Niek war die gemischte Herde auf dem Betrieb eine Tatsache. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie nicht vollständig hinter der Entscheidung für eine Dreierkreuzung stehen. „Ja, natürlich haben wir uns schon gefragt, ob es besser wäre, wieder mehr Holstein einzusetzen", bringt Cor es auf den Punkt. „Aber wir kommen immer wieder zu dem Schluss, dass diese Kuh zu uns passt und unserer Meinung nach auch in Zukunft das meiste Geld für uns erwirtschaftet." Die beiden Nachfolger sind sich einig, dass ihre Herde für eine Veränderung im Betriebsablauf gerüstet ist, wie z.B. eine verringerte Futterqualität aufgrund der verschärften Dünge-Vorschriften für ihren Betrieb. „Mit dieser Kuh sind wir flexibel für die Zukunft aufgestellt."

Die produktionstechnischen Ergebnisse der Herde sprechen für sich: Durchschnittliche Milchproduktion von 10.000 Milch-kg, 4,40 % Fett und 3,60 % Eiweiß, ein Besamungsindex von 1,6, eine Zwischenkalbezeit von 375 Tagen und eine Tankmilchzellzahl von etwa 100.000 Zellen/ml sowie ungefähr 10 % behandelte Mastitis. Dabei liegt der durchschnittliche Erlös der Kälber, einschließlich 50 % Mastkreuzungen bei rund 240 Euro.

Die beeindruckenden Zahlen verdienen noch mehr Anerkennung in dem Wissen, dass die Milchbauern in den letzten drei Jahren aus eigener Aufzucht von 170 auf 250 Kühe gewachsen sind und somit kein Platz für eine Auswahl in der Herde war. „Unsere Remontierungsrate lag in den letzten Jahren bei 10 %", erzählt Niek. „Das war knapp, im Moment haben wir eine normale Selektion, aber eine Remontierungsrate von maximal 20 % bei unserer Herde ist durchaus realistisch, das Durchschnittsalter beim Abgang der Kühe beträgt 6,5 Jahre, wir streben 7 Jahre an.“ Um das zu erreichen, brauchen sie Geduld, vor allem bei den Färsen. „Unsere Kühe sind spätreif, vor einem Laktationswert von 90 für Färsen schrecken wir nicht zurück.“ Es kommt vor, dass eine solche Färse mit einem Blauweißen Belgier besamt wird und auch nach der zweiten Kalbung noch einmal. „Wenn sie dann dritt- oder viertkalbige Kühe sind, beeindrucken sie mit ihren hohen Laktationswerten“, beschreibt Cor. „Dann möchten wir gerne ein weibliches Kalb behalten.“


Mit aAa zur Einheitlichkeit

Mit drei verschiedenen Rassen zu arbeiten bedeutet auch, sich mit der Zucht von drei verschiedenen Zuchtprogrammen vertraut zu machen. „Wir wählen für jede Rasse die besten Bullen aus, sowohl für die beste Produktion als auch für die Euter,“ erklärt Cor. „Sie müssen auf jeden Fall gute Euter vererben, darauf muss man beim Kreuzen achten.“ Bei Fleckvieh achten sie außerdem besonders auf die Fundamente. „Letztendlich möchten wir Allround-Bullen, die in Fruchtbarkeit und Gesundheit keine Fehler aufweisen.“ Auch der Beitrag des Anpaarungsberaters Klaas Kooiker bei der Bullenauswahl darf nicht vergessen werden. „Er kann in der Regel zusätzliche Informationen über die Töchter der Bullen hinzufügen“, sagt Cor, der darauf hinweist, dass die Zuchtwerte der Fleckvieh- und Brown Swiss-Bullen nicht vergleichbar sind. „Gerade dann ist der Rat von jemandem wie Klaas wertvoll.“ Bullen wie Vlaturo, Hokuspokus, Der Beste und Zerberus (Fleckvieh), Payssli, Jakarta und Vip (Brown Swiss) sowie Guard, Frasino und Abudant für Holstein sind damit im Spiel. „Wir bevorzugen deutsche Brown Swiss, weil sie der ursprünglichen Rasse sehr nahestehen, wodurch die positiven, rassespezifischen Eigenschaften erhalten bleiben."

Im Bestreben, die Herde homogener zu gestalten – eine ziemliche Herausforderung in der Kreuzung–, begannen sie vor einigen Jahren mit aAa, das eine Richtlinie für die Kombination von Kuh und Bulle bietet. „Unsere Strategie besteht hauptsächlich darin, Bullen mit dem Code 234 und 156 zu bestellen“, fasst Cor zusammen. „So versuchen wir, die Anzahl der Bullen begrenzt zu halten, das macht es einfacher. Und die Anzahl der Fehlgriffe ist bei der Verwendung von aAa in Verbindung mit älteren Bullen begrenzt“, fügt Niek hinzu. Die Brüder arbeiten mit Überzeugung mit ihrer Kreuzungsherde, während Jan bemerkt, dass die Kreuzungszucht trotz all der Jahre immer noch keinen großen Durchbruch erlebt hat. „Wenn man sich die Besamungsstatistiken ansieht, bleibt das Kreuzen eine Ausnahmeerscheinung, während es in der Geflügel- und Schweinehaltung eher die Regel als die Ausnahme ist. Dieser Heterosis-Effekt ist doch wirklich von Vorteil.“

Quelle: Magazin „Melk van het Noorden“, Ausgabe Nr. 18, Juli 2023, Artikel „EEN BESTE KOE HEEFT ALTIJD EEN GOEDE KLEUR“ von Alice Booij